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Autoren-Adventskalender 2022

Autorenadventskalender
Aus Drei wird Liebe Sabine Reifenstahl

Debütroman

Romanauszug: »Aus Drei wird Liebe«

Für den diesjährigen Autoren-Adventskalender bringe ich statt einer Kurzgeschichte einen Auszug aus meinem Roman mit, der wunderbar zur Jahreszeit passt.

In der Ehe von Alexander und Markus kriselt es. Nach einem Streit sucht Alex Trost in seiner Stammkneipe und landet unversehens in den Armen eines Entführers. Durch ihn lernt er zu schätzen, was im Leben wirklich wichtig ist, und er begegnet jemandem, der ihn vor eine schwere Entscheidung stellt.

Ohne zu spoilern, das Stockholmsyndrom ist kein Thema meines Romanes. Der Entführer handelt zwar auch aus Liebe, nicht jedoch zu seinem Opfer.

Immer wieder steht eine Frage im Raum: Was bist du bereit, für deine Liebe zu opfern?

Zitat aus der Rezension von Heidelinde Penndorf: 
... Es ist eine kontrastreiche und spannende Story, die unter die Haut geht. Eine, welche die Themen Missbrauch und Misshandlungen anfasst, die aufzeigt, was das mit Betroffenen macht, wie sich die Psyche verändert und wie Narben, die man nicht sieht, immer wieder aufbrechen und zu Reaktionen und Handlungen führen, die keiner vorhersehen kann. Es ist jedoch auch eine Story, die aufzeigt, wie kraftvoll und positiv ehrliche Liebe auf die Psyche wirkt, Grenzen, Hürden und Vorurteile überwindet und allumfassend sein kann.
Die Autorin beeindruckt wiederholt durch ihre gefühlvolle, feinfühlige, bildhafte Schreibweise und ihren charakterlich gut gezeichneten Protagonisten. Es gelingt ihr, mit Animositäten aufzuräumen und durch die Handlung zu zeigen, dass gleichgeschlechtliche Orientierungen wertvoll, empathisch und normal sind.

Mein im Main-Verlag erschienener Roman »Aus Drei wird Liebe« beginnt in der Weihnachtszeit und endet an Weihnachten des darauf folgenden Jahres.

Daher stelle ich ihn mit einem Maxischnipsel aus dem Kapitel »Weihnachten in der Familie« vor.

 

Tagelang backten wir Kekse, dekorierten das Haus und kurz vor Weihnachten gingen wir zusammen los, um eine Tanne zu schlagen. Das Schmücken überließ ich meinen Männern, die mit Kerzen, Strohsternen, roten Glaskugeln und einer kometenförmigen Spitze ein Kunstwerk schufen.

     Unsere festliche Stimmung hatte wenig mit der Musik oder dem bunten Gedöns zu tun, sondern dem Gefühl, das uns verband. Markus’ Vorfreude, das Strahlen in Jonas’ Gesicht, als er den Baum aussuchen durfte, endlich verstand ich, was diese besondere Zeit ausmachte.

     Markus zauberte eine gefüllte Gans mit Klößen und Rotkraut. Leise spielte eine klassische Weihnachts-CD, mein Ehemann erzählte eine Anekdote aus der Jugendzeit, als Daniels Vater die Jungen in einer unzweideutigen Pose mit Rute und Weihnachtsmantel überraschte. Dem alten Herrn war vor Schreck der Mund offen stehen geblieben, dann meinte er streng: »Wenn ihr beiden fertig seid, wascht euch die Hände. Wir essen zeitig!«

Ich kannte die Geschichte und grinste, Jonas starrte uns ungläubig an.

     »Daniels Vater hat cool reagiert!«

     »Ich nehme an, ein weniger blankgezogenes Coming-out wäre ihm lieber gewesen.      Andererseits brauchten Dani und ich danach nichts mehr erklären. Es kam seinen Eltern ohnehin spanisch vor, dass wir ständig zusammenhingen.«

     »Und deine Eltern?«

     Markus stand auf und zeigte uns eine Weihnachtskarte von seiner Mutter mit den besten Grüßen. »Für sie habe ich damals aufgehört zu existieren, es reicht gerade noch für so etwas.«

     »Hast du Geschwister?«

     Er schüttelte den Kopf.

     »Aber wie können sie …?«

     »Es ist ganz einfach, ich habe mich nicht so entwickelt, wie mein Vater es wünschte. Die zwei schämen sich für mich.« Mit einem liebevollen Blick zu mir fuhr er fort: »Lexi hat sie zur Hochzeit eingeladen, sie hatten keine Zeit und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«

     »Vermisst du sie nicht?«

     »Wir hatten auch vorher kein gutes Verhältnis. Es heißt zwar, Blut sei dicker als Wasser, doch meine Eltern haben sich eines Jungen aus der Nachbarschaft angenommen, der ihren Wünschen eher entsprach. Ist vermutlich für uns alle besser. Deshalb war mir unsere kleine Familie immer so wichtig.« Erneut sah er mich an. »Ich habe es übertrieben!«

     »Das weiß ich erst jetzt zu schätzen«, erwiderte ich leise. »Ich war zu sehr mit Selbstmitleid beschäftigt, ein gefühlloser, egoistischer Arsch. Was für ein Glück, dass du mich trotzdem liebst!«

     Langsam stand ich auf und bemerkte, dass Jonas den gleichen Gedanken hatte. Wir umarmten Markus.

     »Schon gut, ich bin seit Jahren drüber weg«, meinte er, seine zitternde Stimme strafte die Worte Lügen.

    »Wir sind deine Familie!«, sagten wir gleichzeitig.

    »Dafür bin ich dankbar. Wir wollten uns ja eigentlich nichts schenken, ich habe trotzdem etwas für euch.«

     Lachend deutete ich auf die drei Päckchen unterm Weihnachtsbaum. »Offensichtlich wir alle.«

     Gemeinsam öffneten wir das Paket. Jonas las stotternd: »Juk–kas–jär–vi?«

»Es wird dir gefallen. Wir drei in einem Haufen Eis und Schnee! Die Reise war ursprünglich für mich und Alex bestimmt, ich hab sie umgebucht, für uns alle. Mit einer Rentierschlittenfahrt.«

     »Echt, mit Rentieren?«, fragte er ungläubig.

     »Und einem altmodischen Schlitten«, erklärte ich. »Du hast noch nie so viel Schnee gesehen – und dir derart den Hintern abgefroren. Es wird wundervoll!« Dankbar küsste ich Markus.

     »Du magst doch keine Kälte!«, warf Jonas ein.

     »Eben, es wird heißer, als du dir vorstellen kannst!«

     Er kratzte sich am Kopf. »Ich hab was wesentlich Unaufregenderes.«

     »Darf ich?«

     »Hoffentlich seid ihr nicht enttäuscht.«

     Das Paket war aufwendig in Weihnachtspapier eingeschlagen und mit einer Schleife verschnürt, fast zu schade zum Öffnen.

     »Nun macht schon, es ist ja nur eine Kleinigkeit. Und eigentlich viel zu spät, ich wollte es vorher fertig haben.«

     Jetzt war ich gespannt. Markus holte ein Messer, teilte das Klebeband und öffnete das Geschenk mit der ihm gebührenden Sorgfalt.

     Aus dem Karton beförderte er einen Schwibbogen hervor. Während ich das Ding ratlos betrachtete, sagte er bewundernd: »Das sind wir!«

     Tatsächlich hatten die drei Figürchen unsere Züge. Sie hielten sich an den Händen, ringsum waren Einzelheiten aus unserem Haus geschnitzt. Das Ganze war weitaus feiner gearbeitet als die Stücke, die wir auf dem Weihnachtsmarkt gesehen hatten.

     »Wann hast du das gemacht?«, fragte Markus.

     Jonas zuckte die Achseln. »War nicht einfach, Lexi ist ja immer da.«

     Mir wurde warm ums Herz. Eine seltsame Phrase, doch so empfand ich es: In meinem Innern breitete sich angenehme Wärme aus, mir stiegen Tränen der Rührung in die Augen.

     Eilig holte ich das letzte Päckchen und forderte: »Mach auf!«

     Aus Kartons hatte ich eine Version der russischen Matroschkas gebastelt, die Behältnisse, die er ihren Vorgängern entnahm, wurden immer kleiner, bis ein Schmuckkästchen zum Vorschein kam.

     »Nur zu, trau dich!«

     Unsicher öffnete er den Deckel

Auszug aus dem 2021 im Main-Verlag erschienen Roman »Aus Drei wird Liebe«.

Sabine Reifenstahl Aus Drei wird Liebe

Das Buch gibt es für 12,00 Euro überall im Buchhandel, direkt beim Main-Verlag oder signiert bei mir. (versandkostenfrei gegen Vorkasse)

Das E-Book kostet 4,99 Euro.

Cover Winterzauber und Raunachtglanz

Speziell zu Weihnachten habe ich die Kurzgeschichte »Weihnachtss(ver)stimmung« geschrieben, die von Markus’ und Alexanders erstem Weihnachtsfest erzählt, und sie  zusammen mit vier anderen Geschichten in »Winterzauber und Raunachtglanz« veröffentlicht.

Für 5,99 € kann das Taschenbuch mit 127 Seiten bei Amazon und bei mir bezogen werden, als E-Book kostet es 1,99 €.

Das Buch eignet sich auch als Geschenk, hier drei Originalseiten aus »Weihnachts(ver)stimmung«

Bild aus Winterzauber und Raunachtglanz
Bild aus Winterzauber und Raunachtglanz
Bild aus Winterzauber und Raunachtglanz
Sabine Reifenstahls Wünsche
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