Koschei Todlos neu erzählt: Slawische Mythologie trifft queere Urban Fantasy
- Sabine Reifenstahl
- 15. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Von einer Legende inspiriert: Koschei Todlos
Die Sage von Koschei Todlos, einer der faszinierendsten Figuren der slawischen Mythologie, erzählt von einem unsterblichen Mann, dessen Seele außerhalb seines Körpers versteckt ist – in einem Ei, das wiederum in Tieren und Gegenständen verborgen liegt. Diese uralte Vorstellung von entkörperlichter Seele und unantastbarem Leben inspiriert seit Jahrhunderten Märchen, Legenden und Literatur.
In meinem queeren Urban-Fantasy-Roman wird Koschei jedoch nicht als finsterer Antagonist, sondern als tragische Figur neu erzählt: Ein Mann, dem durch einen Fluch die Sterblichkeit genommen wurde. Ein Mensch, der seine Menschlichkeit fast vergessen hat – bis ihn ein anderer daran erinnert.
Wer ist Koschei Todlos?
Die Figur des Koschei Todlos (russisch: Кощей Бессмертный) gehört zu den bekanntesten Gestalten der slawischen Mythologie – und gleichzeitig zu den rätselhaftesten. Sein Beiname „der Todlose“ (bessmertnyj) ist wörtlich zu verstehen: Koschei kann nicht sterben, weil seine Seele außerhalb seines Körpers versteckt ist.
Dieser Aspekt macht ihn zu einem frühen Symbol für Unsterblichkeit – allerdings nicht im romantischen Sinne. Seine ewige Existenz wird eher als Last, als unheimlich und unnatürlich dargestellt. Koschei ist meist dürr, bleich, manchmal sogar skelettartig – fast wie ein wandelnder Tod.
Er taucht besonders häufig in russischen Volksmärchen auf, den sogenannten Skazki. Dort steht er oft dem jungen Helden – etwa Iwan Zarewitsch – gegenüber. Seine Gegenspielerin ist nicht selten die schöne Wassilissa oder Marja Morewna, eine Kriegerprinzessin, die Koschei entführt und einsperrt.
Seele außerhalb des Körpers – ein uraltes Motiv
Koscheis Seele befindet sich außerhalb seines Körpers, was ihn unverwundbar macht – ein magisches Konzept, das in vielen Kulturen vorkommt.
Die Vorstellung, dass die Seele getrennt vom Körper aufbewahrt werden kann, findet sich in vielen Mythen:
In nordischen Sagen werden Seelen in Tieren gebunden.
In der ägyptischen Mythologie gibt es das Konzept der Ba-Seele, die nachts den Körper verlässt.
In Grimms Märchen "Die Kristallkugel" liegt die Seele eines Zauberers tief verborgen.
Diese Parallelen zeigen, wie tief das Motiv kulturell verankert ist – und wie wandelbar.
Koschei Todlos als queere Urban Fantasy
In meinem Roman wird Koscheis Seele stets an einen Träger gebunden. Dieser ist der Hüter seiner Seele, was nur bedeutet, dass sich Koschei nicht von ihm entfernen darf. Damit erkläre ich die Legenden von den entführten Frauen, die er mit einem guten Leben statt mit Gewalt dazu bringt, bei ihm zu bleiben. Übrigens war nie eine Prinzessin dabei. Als er den Bärenwandler Mischa trifft, zum ersten Mal ist es ein Mann, der sein Schicksal bestimmt, entsteht zwischen ihnen mehr als Freundschaft. Es geht um Vertrauen, Nähe und Erlösung durch Liebe.
Der Mythos wird nicht dekonstruiert, sondern erweitert: mit queerer Identität, emotionaler Tiefe und der Frage, wie erstrebenswert Unsterblichkeit ist.
Mythen neu erzählt – warum das wichtig ist
Mythen geben unserer Welt Struktur, aber sie müssen mit uns wachsen. Wenn wir queere und diverse Perspektiven einweben, werden alte Geschichten zu neuen Spiegeln. Koschei Todlos steht exemplarisch dafür: für Schmerz, Wandel und Hoffnung.
Das Buch erscheint am 01.05.2025. Trag dich in meinen Newsletter ein und begleite Koschei auf seinem Weg zurück zur Menschlichkeit – und zur Liebe.

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