top of page
G3E97nLJiCESmnMLcSwJ--1--tohfr (2).jpg

Tanz der Bärenkönigin

Porträt einer Kriegerin mit einem Bären im Hintergrund
Tanz der Bärenkönigin

Tanz der Bärenkönigin

Video abspielen

Neuerscheinung am 20.09.2024

Cover Tanz der Bärenkönigin

E-Book ab sofort vorbestellbar:
Einführungspreis nur 0,99 € statt später 4,99 €

Klappentext:

»Ein düsterer Fluch lastet auf den Bärenhäutern. Ihre Herzen sind so eisig wie die Gipfel der Berge ihrer Heimat.«
Annrai seufzte. »Ihr König zollte mir Respekt, von meinem eigenen Volk ernte ich nur Zurückweisung.«

Zum Wohle des Reiches wird Prinzessin Annrai mit dem König der Bärenhäuter verlobt. Mit einem mächtigen Tatzenhieb verflucht er sie, sich in eine furchterregende Bärin zu verwandeln. Doch das ist ihm nicht genug: Sie muss lernen, das Land zu regieren und es mit dem Schwert zu verteidigen.
Die Menschen fürchten die Bestie in ihr. Als einzige Frau, die das Kriegshandwerk beherrscht, stellt sie die Macht der konservativen Adligen infrage – und entfacht ihren unbarmherzigen Zorn. Noch bevor die Hochzeit stattfinden kann, zwingt ein mysteriöser Feind Annrai, ihr Heer in die Schlacht zu führen.

Heroische Fantasy mit einer Heldin, die alles opfert, um das Leben ihrer Untertanen zu verbessern. Bis ihr das Wertvollste abverlangt wird.

Pageoverlays und Bilder zu Tanz der Bärenkönin
Rezension1
Rezension 2
Rezension 3
Ein Schloss in schneebeckten Bergen

Leseprobe

Aus Kapitel 19 – Geheilt

Annrai verließ das Zelt mit hocherhobenem Kopf. Sie würde den Männern nicht die Genugtuung geben, ihre Gefühle zu offenbaren. Am Ende hatte sie sich selbst in diese missliche Lage gebracht.
Ohne sich umzusehen, passte sie ihre Schritte an die ihres Gefangenen an und nahm ihm das Gewicht der Ketten ab. Nichts entschuldigte die Folter, die er erlitten hatte, zum Spaß, wie sie annahm.
Draußen untersuchte sie die Schellen an seinen Handgelenken und fluchte erneut. Sie hielt auf die nächste Schmiede zu, weckte den Handwerker und befahl ihm, die Fesseln zu entfernen.
Der Mann schaute sie verschlafen an, riss dann die Augen auf und setzte sich hastig in Bewegung.
Im Lager gab es kaum Frauen, und Annrai konnte man nicht verkennen. Die Narben auf ihrer Wange zeichneten sie, der Ruf einer Bestie eilte ihr voraus. Jetzt war sie dankbar dafür, denn es ersparte langes Bitten. Mit Meißel und Hammer zerschlug er die Splinte.
»Danke!«, sagte sie und reichte ihm eine Silbermünze als Lohn.
Den Verletzten zu stützen, wagte Annrai nicht, um seine Schmerzen nicht zu verschlimmern. Seine Füße schleiften kraftlos über den Boden, sie roch frisches Blut. »Wir sind gleich da.«
Im eigenen Lager erteilte sie im Vorbeigehen Befehle. Annrai schlug die Zeltplane zur Seite und ließ Loris eintreten. Sie deutete auf den Hocker, der vor ihrem Schreibtisch stand. »Setz dich!«
Kiran schleppte einen Eimer Wasser herein. Unter dem Arm trug er ein Stoffbündel und in der anderen Hand ein kleines Kochgeschirr.
»Danke. Geh schlafen, ich möchte dich morgen früh hier sehen.«
Er verneigte sich und verschwand.
Mit ihrem Dolch zerteilte Annrai Loris’ Tunika und hielt den Atem an. Sein Oberkörper war von alten und neuen Wunden bedeckt, Brandspuren, Stiche und Schnitte. Das flaue Gefühl im Magen verstärkte sich, als sie den sitzenden Mann umrundete. Aus schmalen Augen begutachtete sie mehrere runde Verletzungen, an deren Rändern sie Zahnabdrücke erkannte. Jemand hatte ihn gebissen und Fetzen seines Fleisches herausgerissen.
Die meisten Sorgen bereiteten ihr die ausgerenkten Schultergelenke. Sie fragte sich, wie er es schaffte, nicht vor Schmerzen zu schreien.
Wieder vor ihm angekommen, hockte sie sich hin und wartete, bis er sie ansah. »Ich kann dir helfen, aber du musst mir versprechen, nicht zu fliehen. Es wäre auch nett, wenn du nicht versuchst, mich zu töten.«
In seinem Gesicht widerstritten unterschiedliche Gefühle, er presste die Lippen aufeinander und schwieg.
»Hast du mich verstanden?«
Es schien, als brauchten ihre Worte eine Ewigkeit, um durch den Nebel aus Qual zu ihm zu dringen. Er nickte.
»Leg dich auf den Boden.«
Regungslos verharrte er.
Langsam verlor Annrai die Geduld, sie hatte einen langen Tag hinter sich, und was sie vorhatte, würde sie den Rest ihrer Kraft kosten. »Wir sind uns ein paarmal begegnet, ich achte dich. Aber ich bin heute nicht zu Spielen aufgelegt.«
»Dann töte mich.« Seine Stimme klang matt.
»Das klingt verlockend«, versetzte sie und schauderte. Seit ihrer letzten Begegnung war aus dem selbstbewussten Krieger ein Häufchen Elend geworden. »Die Könige wollen dich am Leben sehen. Ihre Strafe gilt mir, nicht dir. Ich muss deine Schultern einrenken. Das ist einfacher, wenn du liegst.«
»Was willst du von mir?«, fragte Loris heiser. »Ich werde nicht für dich schreien! Nie wieder!« Hasserfüllt blickte er sie an, sein Körper zitterte, tiefrote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen, die Augen glänzten fiebrig.
Annrai legte ihm eine Hand auf die Stirn. Die Hitze bestätigte ihre Vermutung, er halluzinierte.
Panisch wehrte er sich gegen die Berührung und sprang auf. Es knirschte bedrohlich in seinen Gelenken, als er sie ungeschickt angriff.
Mit einem Fausthieb unters Kinn setzte sie Loris außer Gefecht und hielt ihn fest. Vorsichtig ließ sie ihn zu Boden gleiten und ächzte unter dem Gewicht. Sie renkte seine Schultern ein, ohne dass er erwachte.
Eigentlich sollte sie seine Arme fixieren, die Wunden säubern und der Natur ihren Lauf lassen. Doch die Vorstellung brannte wie Weitmarks Feuer in ihrem Bauch. Er hatte genug gelitten, die Panik in seinen Augen legte beredtes Zeugnis davon ab. Das Leid anderer traf sie stets mehr als ihr eigenes.
Automatisch bettete sie die Hand auf seiner Brust und flüsterte: »Schmerz werde zu meinem.«
Unter der Handfläche spürte sie ein heftiges Pochen. Loris’ Herz schlug hart und schnell, glücklicherweise hielt die Ohnmacht an.
»Wunden werden heilen. Der Tod kann nicht verweilen. Mit meiner Macht gebe ich dir die Kraft.« Sie atmete tief ein und wappnete sich. »Den Preis für dies Streben bin ich bereit zu geben.«
Der Schmerz überfiel Annrai wie ein wütendes Raubtier und warf sie zu Boden. Sie hatte geahnt, dass diese Heilung qualvoll werden würde, doch nicht so grausam. Krampfhaft kämpfte sie dagegen an, das Bewusstsein zu verlieren. Allein mit ihrem Feind …
Loris setzte sich auf und kroch heran. Sein Gesicht kam ihrem erschreckend nah. Sie hatte sich ihm ausgeliefert. Vielleicht bestand darin der Plan. Er würde sie töten und niemand konnte einem anderem als einem Sklaven die Schuld geben.
Verzweifelt mühte sie sich, ihre Arme zu bewegen. Muskeln verkrampften, bogen ihre Glieder, ihr Rücken wölbte sich. Nicht einmal ihre Stimmbänder gehorchten, der Schrei verlegte ihr die Kehle, sie bekam kaum Luft. Feuchtigkeit rann über ihre Wangen.
»Mach den Mund auf!« Die Stimme klang von weit her. Etwas wurde gegen ihre Lippen gepresst. Sie biss auf ein Lederstück.
»Das hättest du nicht tun dürfen«, flüsterte Loris. »Nicht für mich.«

Kapitel 1 und 19 als Leseprobe

bottom of page